Prospekt der Schlossanlage (Homann) | 1719/22
Die Ansicht aus der Vogelperspektive verdeutlicht die Ausrichtung der 1706 errichteten Orangerie - nicht als Schlusspunkt, sondern entlang der zentralen Gartenachse. Ihr gegenüber befindet sich das Pendant der später begonnenen, aber so nie verwirklichten Concordienkirche, die ebenfalls in ihren Flügeln Zitrusfrüchte aufnehmen sollte. In der Mitte der beiden konkav schwingenden, das erhöhte Gartenparterre einrahmenden Gebäude wurde 1706 die große Fontäne, der Hugenottenbrunnen, errichtet. Das große Bassin greift die Rundungen der Orangerien auf. Circa 280 m breit und 550 m lang erstreckt sich der Garten östlich des Schlosses und schließt mit einem nicht erhaltenen Heckentheater auf der zentralen Achse ab. Das Vereinen von Architektur, Plastik und Gartenbaukunst, Symmetrie, Proportion und Ordnung entsprechen dem barocken Gesamtkunstwerk und machen Erlangens Schlossanlage zu einer der frühesten seiner Art in Franken. (vgl. Möseneder 2006, S. 12-13; Art. „Schlossgarten“ in in: Erlanger Stadtlexikon Hg.: Friedrich, Christoph, von Haller, Bertold Freiherr, Jakob, Andreas. Nürnberg 2002)
Die kleineren Zeichnungen links und rechts des Plans zeigen Details zur Ausstattung des Schlossparks. Unter anderem ist der Kräutergarten hinter der Orangerie auf dem zweiten Bild von unten links zu sehen. Das Stück der nördlichen Rückwand der Orangerie weist keine Fenster auf und nährt die Frage, ob die Fensteröffnungen in der nördlichen gekrümmten Wand erst zu späterer Zeit hinzugefügt wurden. Wenngleich die Richtigkeit dieser Zeichnungen kritisch gesehen werden muss, bestand eine Regel, nach der Orangerien an den Nordwänden keine Fenster besitzen sollen, um das innere Klima vor kalten Nordwinden zu schützen. Auch die zum Anlass der Restaurierung betriebene Bauforschung hat die Frage nicht eindeutig geklärt. Als Gegenargument bringen Doberaus und Hoolly an, dass für das Pendant der Schlosskirche auch Fenster in der Nordwand vorgesehen waren. (vgl. Hoolly/Doberauer 2007, S. 15-16) Die angedeutete Regel, die auch Joseph Dettenthaler in seiner Dissertation zur Orangerie (Dettenthaler 1956) anbringt, bezieht sich auf Paul Decker "Fürstlicher Baumeister" 1. Teil. Augsburg, 1711, S. 50. Gegen diese Argumentation spricht jedoch, dass die Orangerieflügel der Schlosskirche gen Norden bereits durch das Gebäudependant im Norden geschützt waren.
Laura Albers