Hugenottenbrunnen | 2006

Titel
Hugenottenbrunnen
Herstellung
Datierung
2006
Technik/Art
Fotografie
Beschreibung

Exakt auf der zentralen Gartenachse, umrahmt von den Schlossgebäuden steht der Hugenottenbrunnen mittig auf dem freizugänglichen Gartenparterre. Er besitzt vier Schauseiten, von denen die Hauptseite gen Westen auf das Schloss ausgerichtet ist. An oberster Stelle der Brunnenplastik steht Christian Erlang in korpulenter Figur und sicherem Stand. Den Blick auf das Schloss gerichtet wird er von der Fama mit Lorbeer bekrönt und sein Herrschertum mit einer Posaune als ruhmreich verkündet. Aus dem Vestibül des Schlosses bzw. vom Schlossplatz aus, ist der Brunnen sichtbar. Im Brunnen selbst befindet sich ein Spalt, der das wiederum weiter östlich gelegene Reiterstandbild freigibt. Es wird schon jetzt klar, dass der Brunnen nicht nur einen geographischen Mittelpunkt darstellt, sondern – wie die Beschreibung weiter offenbaren wird - auch jenen des umfangreichen ikonographischen Programms zum Herrscherlob des Markgrafen. 

Der Brunnen ist als pyramidaler Felsenberg aufgebaut. Unter dem Standbild Christian Erlangs befinden sich Flussgötter mit Füllhörnern, denen Wasser entfließt. Wiederum darunter zieren Putten, Adler (Anspielung auf die Brandenburgische Tradition) und vier Inschriftkartuschen den Brunnen. Eine Ebene tiefer halten kräftige männliche Figuren große Muschelbecken, die das von oben kommende Wasser auffangen und nach unten verteilen. Darunter bzw. davor befinden sich in unterschiedlicher Anordnung Gruppen und Einzelfiguren, die das Volk repräsentieren.

Eine Inschrift zu Füßen der Herrscherfigur sowie die vier Kartuschen – heute alle unleserlich, jedoch rekonstruierbar durch die erhaltene Rede von 1708 von David Meyer, Bayreuther Gymnasialprofessor – thematisieren Herrschertugenden, die in Bezug zu Christian Erlang zu setzen sind. Die Inschrift zu Füßen der Statue sowie die nach Süden gerichtete Kartusche nehmen Bezug auf militärische Großtaten, Tapferkeit und Milde (Clementia) und die reichspatriotische Gesinnung des Fürsten. Die weiteren drei Inschriften nehmen Bezug auf ein absolutistisches Herrscherverständnis (Osten), auf die nach Erlangen gekommenen und aufgenommenen protestantischen Flüchtlinge, sowie auf die Aufforderung an die Bürger sich an dem Wasser zu bedienen, das vom Szepter in der Hand der Statue bis hinunter ins Becken fließt. Die herrscherliche Fürsorge ist durch Wasser symbolisiert und zugleich reell, da der Brunnen frei zugänglich war. Die Fürsorge und Abhängigkeit der Bürger von seinem Herrscher steht gleichzeitig für die Tugendhaftigkeit und den absolutistischen Anspruch des Markgrafen. Unterstrichen wird dies vom pyramidalen Aufbau des Brunnens, bei dem Christian Erlang der zentrale, oberste Platz zusteht.

Zwischen 1703 und 1706 ist der Brunnen entstanden. Die Bezeichnung Hugenottenbrunnen ist der Tatsache geschuldet, dass Christian Ernst die vielen französischen protestantischen Glaubensflüchtlinge aufnahm, eine vorbildhafte Herrscherpolitik betrieb und ihnen (und sich) dafür dieses anerkennende Denkmal setzte. 

Während das Brunnendenkmal eine Art Höhepunkt des ikonographischen Herrscherlobs darstellt, ist das restliche ikonographische Programm nicht weniger umfangreich. An Schloss und Orangerie sowie im Garten befindet sich figürlicher Schmuck, der eine kosmologische Ikonographie erkennen lässt und Themen wie Fruchtbarkeit und das Zeitliche anbringt. Außerdem wird dem Markgrafen und seiner Gattin weiter lobgesungen durch griechische Gottheiten (im Speziellen Herkules im Figurenprogramm der Attika des Schlosess), die auf verschiedene Tugenden anspielen. Rund 60einzelne  Figuren standen im Park verteilt. (vgl. Möseneder 2012, S. 67-77)

Laura Albers

Abbildung
Abbildungsnachweis
FAU Erlangen-Nürnberg, Institut für Kunstgeschichte