014 | Die Krönung Mariens
Das hochformatige Gemälde eines unbekannten Künstlers schildert die Krönung Mariens und ihre Aufnahme in den Himmel in zwei Registern, die durch ein Wolkenband getrennt werden. Im oberen Register – der himmlischen Zone – thront Maria in demütiger Haltung auf einem Regenbogen, während Christus und Gottvater zu ihrer Rechten und Linken gemeinsam eine Krone über ihrem Haupt emporhalten. Oberhalb der Krone schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube mit weit ausgebreiteten Flügeln. Im unteren Register – der irdischen Zone – haben sich die Apostel um den leeren Sarkophag Mariens versammelt und drücken mit ausladenden Gesten ihr Erstaunen über das Geschehen aus.
Die Bildidee stammt ursprünglich von Albrecht Dürer, der die Komposition 1510 für die Holzschnittfolge zum Marienleben (1511 gedr.) geschaffen hatte (Feulner 2013, S. 239, Fußnote 3). Eine ähnliche Version dieser Darstellung verwendete Dürer bereits für die Mitteltafel eines im Jahr 1509 vollendeten Altars für Jakob Heller, die 1729 durch einen Brand in der Münchner Residenz zerstört wurde. Ihr Aussehen hat sich jedoch über eine 1614 angefertigte Kopie von Jobst Harrich (Historisches Museum Frankfurt, Inv.-Nr. B0265) bis heute erhalten (Kutschbach 1995, S. 71). Abweichend von der Darstellung im Holzschnitt bettete Dürer die Szenerie im Heller-Altar in einen weitläufigen Landschaftsprospekt ein, in dessen Mittelgrund er ein Selbstporträt integrierte. Auch zieren zahlreiche Putten den die himmlische und irdische Zone teilenden Wolkenkranz. Der Holzschnitt zeigt sich in seiner Darstellung somit etwas reduzierter, jedoch vor allem im Hinblick auf Dürers virtuose und minutiöse Linienführung überzeugend. Auf Grund ihrer großen Beliebtheit wurden Dürers Holzschnitte schon zu dessen Lebzeiten von zahlreichen Künstlern kopiert (Feulner 2013, S. 237). Der Maler des Werkes in der Erlanger Galerie kopierte Dürer jedoch nicht im Medium der Druckgraphik, sondern übertrug Dürers Werk detailgetreu in die Form eines Gemäldes.
Madlen Gulitsch
Das Gemälde zeigt in der unteren Bildhälfte die Himmelfahrt Mariens und in der oberen deren Krönung durch Gottvater und Christus in der Gegenwart des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube. Diese Bildidee stammt ursprünglich von Albrecht Dürer, der die Komposition 1510 für seine bekannte Holzschnittfolge zum Marienleben (1511 gedruckt) geschaffen hatte. Auf Grund ihrer großen Beliebtheit wurden Dürers Holzschnitte schon zu dessen Lebzeiten von zahlreichen Künstlern kopiert. Der Künstler dieses Werkes übertrug Dürers virtuose Graphik zu einem unbekannten Zeitpunkt in die Form eines Gemäldes.
Madlen Gulitsch
Reber 1906: „Die Krönung Mariens. Unter der Gruppe der Dreifaltigkeit und Mariens sind die Apostel am offenen Sarg Mariens versammelt. Freie Ausführung eines niederländischen Meisters nach dem Holzschnitte Dürers im Marienleben.“ (S. 4)
Bulle 1906: „Eine andere Bedeutung hat die große Krönung Marias. Sie stammt von einem niederländischen Meister, der einen Dürerschen Holzschnitt aus dem Marienleben in freier Nachbildung in ein Gemälde umgesetzt hat. Sehr lehrreich ist dabei zu beobachten, wie der spätere Meister eine ganz andere Farbenskala anwendet, als sie Dürer hatte. Statt der reinen Schönfarbigkeit des ungebrochenen Blau und Rot hat er gebrochene gedämpfte Farben, ein nach dem goldigbraunen hin abgemildertes Rot, ein stumpferes Blau.“ (S. 8)
Reber 1913: „Ferner steht dem Meister [Dürer] die Krönung Mariens mit den unterhalb den offenen Sarg umstehenden Aposteln, eine freie Wiedergabe eines unseren Ermessens niederländischen Malers nach dem Holzschnitte in Dürers Marienleben. Das Bild wurde 1904 in der Auktion Dahmen zu Aachen für den Staatsbesitz erworben.“ (S. 191)
Haack 1921/22: Kein Eintrag.
Archivalien: UAE A1/14 Nr. 48, handschriflicher Katalog von Franz von Reber von 1906 (Abschrift): Depot der Pinak.; Inv. 1855: 8357; [Inv.] 1905: 1445a