026 | Die Kreuztragung Christi
Im Zentrum des Bildes steht Christus, dessen Körper von der Last des schweren Kreuzes, das auf seiner linken Schulter liegt, nach unten gedrückt wird. Jesus geht barfuß und trägt ein weites Gewand, sein Blick ist unmittelbar auf den Betrachter gerichtet. Zu seiner Rechten reicht ihm die hl. Veronika das weiße Schweißtuch mit beiden Händen. Hinter ihm geht Simon von Cyrene, der von römischen Soldaten gezwungen worden sein soll, das Kreuz zu tragen (Mt 27,32). Simon blickt angstvoll zu einem ungerüsteten Schergen vor ihm, der bereits ausholt, um den Gottessohn mit einer Rute zu schlagen. Im Hintergrund beobachten weitere Soldaten die Szene.
Auf der Rückseite des Werkes befand sich bis zur Spaltung der Tafel im Jahr 1906 eine Darstellung der Grablegung Christi, die ebenfalls in der Erlanger Filialgalerie ausgestellt wurde (Kat.-Nr. 027) (Diefenthaler 2020, Kat.-Nr. G IV, 27, S. 315). Die Doppelseitigkeit des Werkes verweist auf seine einstige Nutzung als Altarretabel, welches in der Münchner Residenz gestanden haben soll (Online-Sammlung Pinakothek)des Münchner Künstlers Christoph Schwarz (um 1545-1592) erachtet (Reber 1906, S. 6). Schwarz zählte zwischen 1570 und 1590 zu den bedeutendsten Künstlern des Münchner Hofes und fertigte unter Herzog Wilhelm V. (1548-1626) im Kontext von dessen Förderung des Jesuitenordens insbesondere Werke mit Themen der katholischen Konfessionalisierung an (Diefenthaler 2020, S. 99-101). Nach Sandra-Kristin Diefenthaler, die in ihrer Dissertation den neuesten Werkkatalog zu Christoph Schwarz vorgelegt hat, ist das in Erlangen als „Original“ bezeichnete Gemälde heute als eine Kopie nach Schwarz zu erachten (Diefenthaler 2020, Kat.-Nr. G IV, 27, S. 315). Heinrich Geissler sah in der Kreuztragung eine Komposition des Friedrich Sustris überliefert (Geissler 1960, Kat.-Nr. G IV, 25, S. 237).
Madlen Gulitsch
Diese Darstellung der Kreuztragung Christi gehörte einst mit der ebenfalls in Erlangen ausgestellten „Grablegung“ (Nr. 27) als Vorder- und Rückseite derselben Tafel zusammen. Ursprünglich diente das doppelseitig bemalte Werk wohl als ein Altarretabel in der Münchner Residenz. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie Christoph Schwarz (um 1545-1592), einem der bedeutendsten Künstler des Münchner Hofes unter Herzog Wilhelm V. (1548-1626), zugeschrieben. Schwarz wurde von seinen Zeitgenossen vor allem für seine sakralen Werke geschätzt, die als programmatische Arbeiten der katholischen Konfessionalisierung galten. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Hochaltarblatt in der Münchner Jesuitenkirche St. Michael, das den Sturz Luzifers und der abtrünnigen Engel durch den Erzengel Michael zeigt. Nach aktuellen Untersuchungen stammt das in Erlangen gezeigte Werk jedoch nicht aus der Hand des Münchner Hofkünstlers, sondern ist eine Kopie nach Schwarz von einem heute unbekannten Maler.
Madlen Gulitsch
Reber 1906: „Die Kreuztragung Christi. Vorn links Veronika mit dem Schweisstuch, hinter ihr Simon von Cyrene.“ (S. 5)
Bulle 1906: Kein Eintrag.
Reber 1913: „Nicht so sicheren Ursprungs ist die Kreuztragung mit Veronika und Simon von Cyrene (aus der Residenz zu München) und die abgenommene Rückseite desselben Bildes mit der Grablegung.“ (S. 192)
Haack 1921/22: Kein Eintrag.