065 | Reitergefecht

Bezeichnung/Titel
Reitergefecht
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
065
Inventarnummer (BStGS)
840
Aktueller Aufbewahrungsort
Residenz Ansbach
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Herstellungsdatum
2. Viertel 17. Jh.
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
53 x 72 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 13
Kurztitel
Seite
S. 30
Kurztitel
Seite
S. 196
Kurztitel
Seite
S. 11
Kurztitel
Seite
S. 109, Nr. 49
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Im Hintergrund tobt eine Schlacht. Diese zieht sich an der Horizontlinie entlang, dahinter findet sich eine flache Landschaft. Der Vordergrund zeigt bis auf eine Pflanze in der Linken Ecke auch kaum Details, ist aber durch einen Lichtschein wie eine Bühne gearbeitet.

Im Vordergrund reitet von rechts ein Mann mit Schimmel heran, während er sein Schwert zieht. Er wird von einem anderen Kavalleristen beschossen. Durch seine hellen Farbtöne, wie dem Weiß des Schimmels und mehr Details wird der Mann hervorgehoben, wie es bei solchen Reitergefechten üblich war, um damit mehr Dramatik zu erzeugen (Raupp 2010, S. 9). Vor diesem liegen Soldaten am Boden. Sowohl ein Pferd als auch ein Soldat versuchen mühsam aufzustehen, während ein anderer Gestürzte auf dem Rücken liegen bleibt.

Der sich aufrichtende Soldat findet sich auch in einer anderen „Schlachtenszene“ (Kunsthistorisches Museum, Wien) und „Reitergefechten“ (Privatbesitz), genauso wie der liegende Mann (Staatliches Museum, Schwerin). Neben der Darstellung von Pferden, die er mit Huchtenburg gemein hat, zeigt Palamedesz häufig (ge)fallen(d)e Soldaten (Privatbesitz). Der mit gezücktem Schwert Heranreitende, rechts hinter dem Schimmel, wird auch im „Reitergefecht in einer Landschaft“ (Privatbesitz) verwendet. Das bei Sotheby´s angebotene „Reitergefecht“ (Privatbesitz) zeigt dieselbe Kampfgruppe, wie das Erlanger Exemplar, aber ohne die Schlacht im Hintergrund und die gefallenen Soldaten im Vordergrund. Diese Werke werden in die 1630er datiert, welches folglich auch für das vorliegende Gemälde gelten kann. Weiterer Hinweise für ein Gemälde nach 1630 ist das in Szene setzen der muskulösen Hinterteile der Pferde, welches wie der niedrige Horizont und die harten Konturen, im Vergleich zu den 1620er, die noch stark von Van de Velde beeinflusst sind, zurücktreten, aber noch nicht überwunden sind.  Wie üblich für Palamedesz sind Pferde und Soldaten anonym gehalten und damit eine Zuordnung unmöglich (Rüger 2001, S. 322).

Die häufige Verwendung von bestimmten Figurentypen, spricht dafür, dass einerseits solche Reitergefechte äußerst beliebt bei bürgerlichen Abnehmern waren, andererseits die Reproduktion von gleichen Figuren mehr aus wirtschaftlichen als aus ästhetischen Gründen durch den Künstler geschah.

Alexander Steinmüller

Kurztext

Das „Reitergefecht“ des Palamedes Palamedesz (1607-1638) zeugt von der häufigen Wiederverwendung von Motiven in der holländischen Malerei. So finden sich hier Figuren, die auch in anderen Werken des Delfter Künstlers sowie seiner Nachfolger verwendet werden. Dies spricht dafür, dass solche Reitergefechte äußerst beliebt bei bürgerlichen Abnehmern waren, während die Reproduktion von gleichen Figuren aus wirtschaftlichen und ästhetischen Gründen geschah.

Das Werk gehört zu einer Reihe von Gefechtsdarstellungen in der Erlanger Sammlung (Nr. 57, 58, 92), die sich heute in der Staatsgalerie der Residenz Ansbach befinden.

Alexander Steinmüller

Anmerkung

Reber 1906: „Reitergefecht. Vorne liegt ein Reiter, von seinem verwundeten Pferde gestürzt, während ein anderer von seinem Sturze sich mühsam emporrichtet.“ (S. 13)

Bulle 1906: „Das Reitergefecht des Palamedesz (N. 65) ist noch kräftiger in den Farben. [als 91 + 92]“ (S. 30)

Reber 1913: „Reicher vertreten ist das Pferdestück, einschließlich Gefechtsbild. Zunächst durch ein gutes, aus Zweibrücken stammendes Reitergefecht des frühverstorbenen Palamedes Palamedesz gen. Stevaerts (1607 - 1638).“ (S. 196)

Haack 1921/22: „Um den Pferde- Kriegsmaler Wouwermann gruppieren sich in unserer Galerie eine Reihe anderer Vertreter dieses Faches: Jan van Huchtenburg, Herman van Lin, Palamedes Palemedesz gen. Stevaerts, er selbst hat als Pferdemaler von dem gleichfalls hier vertretenen Pieter van Laar, auf den später noch ein Mal zurückzukommen ist, Anregungen empfangen, wie er als Figurenmaler auf Frans Hals zurückweist.“ (S. 11)