071 | Bildnis eines bärtigen Mannes

Bezeichnung/Titel
Bildnis eines bärtigen Mannes
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
071
Inventarnummer (BStGS)
166
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
um 1635
Material
Leinwand auf Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
63 x 46 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 14
Kurztitel
Seite
S. 23
Kurztitel
Seite
S. 195
Kurztitel
Seite
S. 21
Kurztitel
Seite
S. 77, Nr. 358
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Ein älterer Mann mit weißem Bart und eindringlichen Blick ist in einem lebendigen Brustbild dargestellt. Er trägt einen Mantel und sein Haar wird von einem samtenen Barett bedeckt, das auf seine rechte Seite tiefgezogen ist. Letzteres ist ein Zeichen des Adelsstandes und später des gehobenen Bürgertums, kam aber bereits ab dem Ende des 16. Jahrhunderts aus der Mode (Wisniewski 1996). Der Künstler Jacques des Rousseau wirkte Anfang des 17. Jahrhunderts.

Ähnlichkeiten lassen sich zu „Porträt eines Mannes“, „Mann im orientalischen Gewand“ (Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam) und „Der Geldwechsler“ (Privatbesitz) sehen, die um 1635 datiert sind. Diese lebensechten und charakterisierenden Porträts können sowohl mit professionellen Modellen oder nach dem Original entstanden sein (Wetering 2015, S. 7). Manche haben mehren Amsterdamern Künstler Modell gestanden. Aufgrund der Ähnlichkeit des Stils (Malweise und Farbgebung) Rousseaux zu Rembrandt wurden Werke des Rousseaux Rembrandt und umgekehrt zugeschrieben, wie „Büste eines alten Mannes mit Turban“ (Kremer Collection, Privatbesitz).

Folglich soll mit Rousseaux seinem „Bärtiger Greis mit Barett“ die Porträtkunst Rembrandts, wenn auch nur eingeschränkt, visualisiert werden. So folgt die Farbgebung Rembrandts „mit hell aufblitzendem Rot im Gewand auf dem sonst düster gehaltenen Bild“ (Haack 1921/22, S. 22) Diesem Stil konnte er sich wohl in der Rembrandt-Werkstatt aneignen, weniger als dessen Schüler, da Rousseaux älter ist, sondern als Mitarbeiter, um 1630.

Alexander Steinmüller

Kurztext

Jede niederländische Sammlung braucht ein Werk von Rembrandt van Rijn (1606-1669). Das Gemälde „Bärtiger Greis mit Barett“, das diesen Anspruch in der Erlanger Galerie erfüllen sollte, stammt aber nicht vom Meister selbst, sondern von seinem Mitarbeiter Jaques des Rousseaux (1600-1638). Malweise und Farbgebung der beiden Künstler ähneln sich sehr, sodass es in der Kunstgeschichte häufig zu Verwechslungen bei den Zuschreibungen kam.

Während bei diesem Werk besonders die Porträtkunst und Farbgebung Rembrandts erkennbar werden, zeigt Emanuel de Witte (1617-1692) in seinem Gemälde „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ (Nr. 70) dessen Lichtstimmung.

Alexander Steinmüller

Anmerkung

Reber 1906: „Bildnis eines bärtigen Mannes in rotem Rock und schwarzem Barett. Brustbild nach vorn.“ (S.14)

Bulle 1906: „Das Porträt Nr. 71 von einem Nachfolger Rembrandts gibt allerdings keine ganz volle Anschauung seiner Bildniskunst.“ (S. 23)

Reber 1913: Bezeichnet wie 70
„Mit dem Namen Rembrandt verbinden sich mit Unrecht zwei geringe Stücke, die Ruhe auf der Flucht und das Brustbild eines alten bärtigen Mannes, ersteres aus Düsseldorf, letzteres aus Mannheim.“ (S.195)

Haack 1921/22: „Art des Rembrandt [...] Das eine, das Bildnis eines alten graubärtigen Mannes, wohl eines Juden, wie sie Rembrandt so gern als Modelle gewählt, mit tief gefurchtem Antlitz und scharf gespanntem Blick, mit hell aufblitzendem Rot im Gewand auf dem sonst düster gehaltenen Bild, ist typisch für die mysteriöse Stimmung der Gemälde dieses größten holländischen Meisters.“ (S.12)