081 | Dorfschänke
Hendrick Sorgh (1609-1670) visualisiert mit seinem längsovalen Gemälde “Dorfschänke” aus dem Jahr 1646 den Geruchssinn. In einer fensterlosen Stube gehen Bauern ihren täglichen Arbeiten nach. So sitzt eine Frau, auch durch das Licht in den Vordergrund gerückt, stark riechende Zwiebel schälend neben einem Mann. Dieser hält einen geöffneten Krug vor seinen Körper. Als wäre er vom Inhalt des Gefäßes angeekelt, dreht er sich von diesem weg und hält sich die Nase zu. Dabei blickt er dem Betrachter entgegen. Ein weiterer Hinweis auf den Geruchssinn gibt der Künstler durch eine Magd, die einem Kind auf ihrem Schoß das Gesäß säubert.
Alexander Steinmüller
Reber 1906: „Dorfschänke. Eine Frau schält Zwiebeln, während ein nebensitzender Mann sich die Nase zuhält. Dahinter links drei Zecher, in der Mitte eine Alte, die ein Kind reinigt, rechts eine Magd, die feuermachend vor dem Kamin kniet. Bezeichnet auf dem Kaminmantel H. M. Sorgh 1646.“ (S.16)
Bulle 1906: „Der andere Sorgh (Nr. 81) ist weniger gut in der Lichtführung." [als 82] (S. 31)
Reber 1913: „Von den großen Genremeistern fehlen zwar der übrigens eigentlich der Gruppe der Vlamen zugehörigen Adriaen Brouwer, wie Ostade, Jan Steen u.a., dafür aber ist der Nachahmer des ersteren, Hendrik Maertens Sorgh gen. Rockes (1611 bis 1669) in zwei Wirtsstubenbildern gut vertreten. Das eine, 1646 datiert, zeigt in einer Dorfschänke drei zechende Bauern, während eine Frau Zwiebeln schält, eine Alte ein Kind reinigt, ein Mann sich die Nase zuhält und eine vor dem Kamin knieende Magd Feuer schürt (von König Max I. gekauft, phot. v. Bruckmann).“ (S. 194)
Haack 1921/22: (bezeichnet wie 82) „Wie das elegante, so ging auch das sozusagen derbe Genre von Fans Hals aus. Er beeinflußte aber auch den vlämischen Maler Brouwer und dieser wieder den Holländer Sorgh, von dem zwei prachtvolle, echt holländische, also echt deutsche Genrebilder in Erlangen hängen, nicht weniger ursprünglich in ihrem unverblümten Humor als reizvoll in der pikanten koloristischen Wirkung, wie sich die kräftigen satten Lokalfarben aus dem schummrigen dunklen braungoldigen Gesamtton heraus entwickeln.“ (S.10)