076 | Landschaft im Charakter des Rheingebiets

Bezeichnung/Titel
Landschaft im Charakter des Rheingebiets
Bezeichnung (Gattung)
Gemälde
Katalognummer
076
Inventarnummer (BStGS)
130
Aktueller Aufbewahrungsort
Alte Pinakothek, München
Aufbewahrung (Filialgemäldegalerie)
1906-1934
Standort in der Orangerie
Herstellung
Hersteller (Person)
Herstellungsdatum
1653
Material
Holz
Maße (Höhe/Breite/Tiefe)
38,2 x 54,3 cm
Literaturnachweis
Kurztitel
Seite
S. 15
Kurztitel
Seite
S. 27
Kurztitel
Seite
S. 197
Kurztitel
Seite
S. 86, S. 468
Kurztitel
Seite
S. 287, Nr. 524
Kurztitel
Seite
S. 234, Nr. 979
Kurztitel
Seite
S. 130, Nr. 574
Kurztitel
Seite
S. 117, Nr. 574
Abbildungsnachweis
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München - CC BY-SA 4.0
Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Wissenschaftliche Diskussion

Ein mit Schiffen befahrener Fluss windet sich um einen Berg mit Burg. Wanderer folgen einem Weg zu einer Schenke links im Bild, vor der einige Bauern ausgelassen feiern.  Im Unterschied zur flachen Ebene an der Mündung erzeugte er mit den in verschiedenen Ebenen gestaffelten, bergigen Ufern eine starke Tiefenwirkung, die durch Verblauung am Horizont noch gesteigert wird. (Dies findet sich häufiger in Saftleves Werken, wie im Kunsthistorischen Museum, Wien.) Gerade bei der Verblauung sieht Bulle schwächen (Bulle 1906, S. 27).

Hermann Saftleven (1609-1685) fertigte ab 1650 eine Reihe von Landschaftsbildern, in denen er seine Eindrücke von Reisen entlang des Rheins, die er mehrmals macht, bis zu seinem Lebensende verarbeitete. Er verbindet hierbei seine Skizzen nach realen Vorbildern mit Phantasielandschaften (Schulz 1982, S. 34f.). Zudem greift er erst die Malweise der Antwerpener auf, bevor er ab 1632 aus seiner neuen Heimat Utrecht, unter anderem durch Jan Both, beeinflusst wurde (Nicolaisen 2012, S. 283, 374). Dieses Werk zeigt aber eine leichte Entfremdung von beiden und ist durch das Motiv nach 1651 einzuordnen, da aber die Farbgebung noch schwächen aufweist, die später nicht mehr vorhanden sind, nicht viel später. Schulzen bringt das vorliegende Gemälde kompositionell mit „Rheinphantasie mit Stadt am Strom“ aus dem Mittelrheinischen Landesmuseum in Verbindung und verortet es somit ins Jahr 1653. „Neben dem Grundschema einen Flußtales links, bewachsenem Hügelufer rechts, dem Bergmassiv im Hintergrund übernahm Saftleven auch die kleine Anhöhe mit Staffage im Vordergrund“ (Schulz 1982, S. 35). Weiterhin finden sich die Gebäudetypen auch im Werk „Rheinphantasie“ von 1653 des Budapester Szepmüveszeti Muzeum.

Alexander Steinmüller

Kurztext

Ein mit Schiffen befahrener Fluss windet sich um einen Berg mit Burg. Wanderer folgen einem Weg zu einer Schänke rechts im Bild, vor der einige Bauern ausgelassen feiern. Hermann Saftleven (1609-1685) fertigte um 1650 eine Reihe von Landschaftsbildern, in denen er seine Eindrücke von einer Reise entlang des Rheins verarbeitete. Im Unterschied zur flachen Ebene an der Mündung erzeugte er mit den in verschiedenen Ebenen gestaffelten, bergigen Ufern, wie er sie am Mittelrhein gesehen hat, eine starke Tiefenwirkung, die durch Verblauung am Horizont noch gesteigert wird.

Alexander Steinmüller

Anmerkung

Reber 1906: „Landschaft im Charakter des Rheingebiets. Der schmale Fluss ist von Kähnen belebt, im Hintergrund erheben sich hohe Berge. Rechts ein Dorf, vor der Schänke tanzende Bauern. Bezeichnet links auf einem Kahn HSL (verschlungen) 1653.“ (S.15)

Bulle 1906: „Ein eigentümliches Bild ist Nr. 76 (Mittelraum), von dem Rotterdamer H. Saftleven d. J. Der Maler hat sich seine Motive meistens vom Rhein geholt. Wir haben einen fein und intim gesehenen, in natürlichen Farben gegebenen Vordergrund: Fluß, Barken, Dorf und Kirche. In merkwürdigem Gegensatz dazu steht der weitere Einblick in das bergigeRheintal. Zeichnerisch sind allerdings die Berge gut angelegt. Aber die Farben sind befremdlich kalt, und die durch abnehmendes Blau beabsichtigte Tiefenwirkung ist merkwürdig wenig erreicht, fast als habe der Maler für das Blau nicht ganz die normale Empfindung gehabt.“ (S. 27)

Reber 1913: „Bezeichnet ist auch die hübsche kleinen Waldlandschaft von Jan van der Meer, Vermeer van Haarlem (1628 - 1691), während eine Rheinlandschaft (?) des Rotterdamers Herman Saftleven (1610 - 1683), wohl eines Schülers seines gleichnamigen Vaters, minder ansprechend ist.“ (S. 197)

Haack 1921/22: Kein Eintrag.